Project Description

Wie Rassismus aus Schulbüchern spricht

Mein Name ist Jeannine Schulgen. Ich wurde 1993 in Düsseldorf geboren & studiere soziale Arbeit. Neben dem Studium arbeite ich in Teilzeit in einer Kindertagesstätte & absolviere zeitgleich meine staatliche Anerkennung in der Integrationsagentur der Diakonie Düsseldorf. Bereits in jungen Jahren war mir Ungerechtigkeit ein Dorn im Auge, weshalb die Arbeit in der Integrationsagentur für mich eine Herzensangelegenheit darstellt. Mit großer Freude habe ich festgestellt, dass die Kita, in der ich beschäftigt bin, bereits eine Menge guter Bücher hat, die viel Diversität zeigen. Dennoch hoffe ich, durch meine Arbeit hier dieses Repertoire aufstocken zu können, um so der nächsten Generation erfolgreich rassismuskritisches Denken vermitteln zu können.

Der Sammelband von Elina Marmer und Papa Sow beschäftigt sich mit der Problematik von Rassismus in Schulbüchern. Er ist in drei Teile aufgeteilt.
Teil Eins gibt eine Einführung in die Thematik: Es werden Begriffe definiert und erklärt, warum Schule kein rassismusfreier Raum ist. Das generelle Bild von Afrika wird thematisiert, sowie seine von der westlichen Welt gerne angenommene ‚Geschichtslosigkeit‘. Es geht um Critical Whiteness und das Infragestellen der eigenen Positionierung im rassistischen System. Ein Kapitel widmet sich ganz den Folgen von Rassismus für People of Colour.

Ein weiteres Kapitel befasst sich mit dem problematischen Begriff ‚Migrationshintergrund‘ und damit, welche Vorurteilen Schüler*innen, die mit der negativen Fremdbenennung ‚Migrations-hintergrund‘ betitelt werden, in der Schule begegnen (ihnen wird unterstellt, schlechtere Deutschkenntnisse zu haben als ihre weißen Mitschüler, dass sie durch das Elternhaus weni-ger gefördert werden, sie bekommen weniger oft eine Empfehlung für das Gymnasium etc.). Zuletzt gibt es eine kurze Zusammenfassung über die Konzeptionierung und Produktion von Schulbüchern in Form eines Interviews mit Prof. Dr. Felicitas Macgilchrist.
Teil Zwei befasst sich mit den empirischen Ergebnissen der Untersuchung der Autor*innen, welche über 50 Unterrichtsmaterialien analysierten. Was aktuell dargestellte ‚Afrika‘-Bilder in Schulbüchern verursachen, wird durch eine Befragung von 7-Klässlern erforscht und die Auswirkungen dessen anhand von zwei Gruppendiskussionen mit Schüler_innen afrikanischer Herkunft in Hamburg und München deutlich gemacht. Auch das Rassismusverständnis weißer Lehrkräfte wird untersucht und die Relevanz von rassismuskritischer Bildung bei Lehrkräften betont.
In Teil Drei geht es um verschiedene Ansätze, Methoden und Möglichkeiten, langfristig Ver-änderungen im Kontext Bildung und Rassismus herbeizurufen. Es wird erneut darauf hinge-wiesen, wie wichtig rassismuskritische Inhalte, nicht nur in der Lehramtsausbildung, sondern auch im Referendariat oder in Fortbildungen sind. In Kapitel 3.2 werden Anregungen zur herrschaftskritischen Unterrichtsgestaltung gegeben z. B. subjektorientiertes und partizipati-ves Lernen, die Lebensinteressen der Lernenden miteinzubeziehen sowie das kritische Hin-terfragen von Methoden. Es sollen inhaltliche Schwerpunkte zu Schwarzsein, Afrika und Diaspora gesetzt werden; dafür werden verschiedene Themengebiete vorgestellt, aufgelistet mit Zielen und Gründen, aber auch auf welche Gefahren beim Bearbeiten der Themen geach-tet werden soll (bspw. Exotisierung/Romantisierung Afrikas oder Migrant*innen als Opfer zu inszenieren). Zudem gibt es zu jedem Thema bereits einige Literaturempfehlungen. Generell wird darauf hingewiesen, mit kritischem Blick auf Quellen, Bilder und Sprache in Unterrichts-materialien zu schauen. Zwei Projekte werden vorgestellt: Die Ausstellung ‚Homestory Deutschland‘ mit dazugehörigem Katalog und Bildungsmaterialien und ‚King-Code‘, ebenfalls eine Ausstellung zweier Berliner Schulen, die sich in vielfältiger Weise mit Dr. Martin Luther King jr. beschäftigten und nach einiger Zeit andere Schulen mit ins Boot holten. Im letzten Kapitel wird dazu aufgerufen, die Versäumnisse der Schulbuchproduktion zu identifizieren und den Rassismus in Schulbüchern zu dekolonialisieren, um so die Institution Schule für alle als produktiven Lernort zu gestalten.

Das Buch ist empfehlenswert, da es für alle Interessierten geeignet ist. In Teil Eins werden zum leichten Einstieg ins Thema Grundkenntnisse vermittelt, bevor in Teil Zwei durch die Auswertung der Forschung der Autor*innen die Dringlichkeit rassismuskritischer Bildung deutscher Lehrkräfte herausgearbeitet wird. Die Tipps für die Praxis in Teil Drei erleichtern das sofortige Umsetzen der Handlungsempfehlungen und regen dazu an, sich selbst auf die Suche nach weiteren rassismuskritischen Methoden für den Unterricht zu machen.