Migrationsbedingte Vielfalt

Was bedeutet „Herkunft“ und „kulturelle, sprachliche, nationale, ethnische Identität“ als Merkmal von Vielfalt?  Hierzu ein Beispiel:

Meine Mutter ist mit sieben Jahren mit ihren Eltern aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Mein Vater ist türkischer Kurde. Offiziell gelte ich als  „Deutsche“ mit türkischem Migrationshintergrund. Nun kommt mein Kind in die Kita. Sie hat statistisch gesehen keinen sog. Migrationshintergrund, da weder Vater noch Mutter eingewandert ist. Mein Mann ist als Kind tunesischer Eltern auch hier geboren. Wir sprechen zu Hause Deutsch, Türkisch und ein bisschen Tunesisch. Ich bin nicht religiös. Trotzdem möchte ich nicht, dass meine Tochter Schweinefleisch isst. Das finde ich einfach eklig.

An diesem Beispiel wird deutlich, wie vielfältig sich das Thema „Herkunft“ durch das Verfolgen biographischer Spuren gestaltet. Welche Relevanz hat es eigentlich für das familiäre Leben? Was von unseren Vorfahren ist uns als Familie wichtig und soll erhalten bzw. weitergegeben werden? Was möchten wir auf keinen Fall weitergeben? Wo werden uns Eigenschaften zugeschrieben, die wir nicht haben. Wo erleben wir Rassismus und Ausgrenzung auf Grund unseres Namens, unserer Hautfarbe, Religion oder unserer Sprache? Wie verändert sich das, was uns von unserer familiären Herkunft mitgegeben wurde im Laufe der Generationen? Wie eng fühlen wir uns mit der Familie verbunden, die teilweise im Ausland lebt? Wie eng mit dem Land, aus dem die Eltern kommen? Wer gehört überhaupt zu meiner „Familie“? Was davon möchte ich nach Außen sichtbar machen und bin stolz darauf? Wie und wo können wir dies tun, ohne gleich in eine „gewisse Ecke gedrängt“ zu werden?

Findet diese Familie Kinder- und Jugendmedien, die dem kleinen Mädchen vermitteln: Du bist eine ganz „normale“ Deutsche? Denn ganz „normale“ Deutsche sehen so aus wie du, haben Verwandte im Ausland, sprechen verschiedene Sprachen, haben einen Hamster und lieben Detektivgeschichten.

Der heranwachsenden Generation täten Bücher, Filme, Spiele und Apps gut, in denen sie beiläufig viele ihrer Vielfaltkriterien und Lebenswelten wieder finden. Oft unbewusst liefern sie so eine bessere Identifikationsfläche für positive „Held*innen“ und Vorbilder.