Geschlecht und Gender

Unser biologisches Geschlecht bestimmt, ob wir männlich oder weiblich oder intersexuell sind. Ich kann es mir nicht aussuchen, so werde ich geboren.¹

In der Pädagogik hat zu unserem Rollenverhalten und der Entwicklung zu einem Menschen der Begriff Gender eine große Bedeutung gewonnen. Gender oder Gender Mainstreaming meint das soziale Geschlecht. Das heißt, einem Menschen werden eine Vielzahl von Zuschreibungen, Tätigkeiten und Verhaltensweisen zugeschrieben, die als weiblich oder männlich oder neutral bewertet werden. In der Auseinandersetzung mit dem Thema Gender wird deutlich, dass Menschen nicht von Natur aus diese Eigenschaften haben – z.B. schrauben oder putzen – sondern dass diesen Zuschreibungen ein individueller und gesellschaftlicher Prozess zugrunde liegt, der veränderbar ist.

Jonas sagt zu Kim: „Mit den Bausteinen spiele ich nicht, die sind doch pink und damit spielen nur Mädchen“. Selbstverständlich kann Jonas mit pinken Bausteinen Häuser oder Mauern bauen.

Vor dem Hintergrund der Wahrnehmung von individuellen Unterschieden müssen vermeintlich geschlechtertypische Muster und Strukturen aufgedeckt werden. Was hat die Farbe tatsächlich mit den Bausteinen zu tun? Und warum wird Rosa und Pink Mädchen zugeschrieben, Blau oder Braun eher Jungen?

Faru und Nele wollen Bilder im Jugendclub aufhängen. Faru sagt: „Gib mir den Hammer, das ist Männerarbeit“. Die Zuschreibungen „das ist Frauenarbeit und das ist Männerarbeit“ sind tatsächlich noch weit verbreitet, obwohl immer mehr Männer Elternzeit beanspruchen und gleichberechtigt für den Haushalt zuständig sind. Das beliebteste Studienfach ist übrigens bei Frauen und Männern Betriebswirtschaftslehre. Auch Mathematik, Politik oder Medizin wird zu gleichen Teilen von Frauen und Männern bevorzugt.

Es reicht also nicht aus, die Praxis der Kinder- und Jugendarbeit geschlechterbewusst auszurichten.

Das Projektteam setzt sich deshalb für eine gendergerechte Sprache ein:

• Gendergerechte Sprache macht Frauen und Männer gleichermaßen sichtbar und diskriminiert nicht.
• Mit gendergerechter Sprache werden alle angesprochen, die gemeint sind.

Was auf Bildern, in Geschichten und Spielen geschlechterbewusst vermittelt wird, sollte auch im Alltag sichtbar sein. Das Projekt Bilder im Kopf hat dazu eine umfangreiche Bibliothek zusammengestellt. Auch bei Spielsachen, Puppen und Spielfiguren gibt es gute Beispiele.

Ein kritischer Blick gilt der Werbung, Filmen, social media. Hier werden nur all zu oft stereotype Bilder vermittelt, die diskriminieren und das Körperbild vieler Menschen nicht repräsentieren.

In Bezug auf Migration wird schnell deutlich, wie verfestigt die eigenen Bilder von weiblich und männlich sein können oder von dem, was vermeintlich „normal“ ist. Um Migrant*innen nicht vorschnell in Schubladen zu sortieren, sind eine Auseinandersetzung mit den eigenen Bildern zu „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ notwendig sowie die Forderung, sich auf die Erfahrungen aller Menschen einzulassen. Es gilt in diesem Zusammenhang zu erkennen, dass Migration nur eine von mehreren Zugehörigkeitsmerkmalen ist. Der Mensch als Individuum steht im Vordergrund.

¹ Nur Respekt wirkt. anders und gleich. Fibel der kleinen Unterschiede