Mehrsprachigkeit

Mit zunehmender gesellschaftlicher Vielfalt steigt auch die Zahl der mehrsprachigen Menschen in unserem Land. Für sie ist es selbstverständlich ihre sprachliche Vielfalt zu leben, mit der Familie in einer Sprache zu kommunizieren, auf der Straße die Umgebungssprache zu benutzen und im beruflichen Zusammenhang noch eine weitere Sprache einzusetzen.

Leider finden diese mehrsprachigen Kompetenzen und Ressourcen in unseren Bildungsinstitutionen kaum Beachtung. Hier wird die lebensweltliche Mehrsprachigkeit vielfach noch gleichgesetzt mit „leistungsschwach“ oder „bildungsfern“. Eltern, die für ihre Kinder bildungssprachliche Kompetenzen in allen Sprachen wünschen, sind weitgehend auf sich gestellt.

Dabei bringt Mehrsprachigkeit viele Vorteile mit sich:

  • Mehrsprachig lebende Menschen sammeln Erfahrungen in mehreren Sprachwelten, sie haben potentiell einen größeren Kreis von Menschen, mit denen sie kommunizieren können. Familiäre Bindungen können gestärkt werden.
  • Mehrsprachigkeit eröffnet neue Wissenswelten, ermöglicht vielfältige kulturelle Erfahrungen und fördert eine positive Identitätsentwicklung.
  • Mehrsprachigen Kindern fällt es leichter über Sprache zu reflektieren. Sie sehen Gemeinsamkeiten und Unterschiede eher und erkennen Regeln schneller als Einsprachige, was ihnen auch beim logischen Denken hilft.
  • Mehrsprachige Eltern können in allen ihren Sprachen einen Beitrag zur Sprachbildung und Literacy-Erziehung ihrer Kinder leisten.
  • Mehrsprachigkeit erweitert die persönliche Handlungsfähigkeit und stellt einen Vorteil bei der beruflichen Karriere dar.

Das Projektteam setzt sich dafür ein, dass die lebensweltliche Mehrsprachigkeit eine bessere Wahrnehmung und Wertschätzung erfährt und bei der Erziehung sowie im Bildungsbereich stärker mit einbezogen wird.

Wir bieten Workshops für Eltern und pädagogische Fachkräfte zu dem Thema an und stellen Medien und Methoden vor.

Gebärdensprache

Unter das Thema Mehrsprachigkeit fällt auch eine Sprache, die oft unberücksichtigt bleibt, obwohl sie eine vollwertige und eigenständige Sprache darstellt: die Gebärdensprache.

Die Deutsche Gebärdensprache ist seit 2002 als eigenständige Sprache anerkannt. Sie wird vorwiegend von Gehörlosen oder an Taubheit grenzend Schwerhörigen angewendet. Sie ist eine manuell-visuelle Sprache mit eigener Grammatik, bei der Mimik und Gestik von tragender Bedeutung sind. Wie bei den Lautsprachen gibt es auch unterschiedliche nationale Gebärdensprachen, wie z.B. die Französische Gebärdensprache oder die Englische Gebärdensprache. Vor allem in der Deutschen Gebärdensprache gibt es viele Dialekte, da es viele Jahrzehnte verboten war , die Gebärdensprache zu benutzen und es deshalb keine Hochsprache gibt.

Kinder und Jugendliche in ihrer Individualität wahrzunehmen bedeutet auch, die unterschiedlichen Sprach- und Kommunikationskulturen wertzuschätzen und zu fördern. Eine Vermittlung der Gebärdensprache oder zumindest lautsprachbegleitende Gebärden z.B. in den Kitas wirkt sich nachweislich positiv auf die Sprachbildung von Kindern aus. Wir würden uns wünschen, dass diese Sprache bereits in der frühesten Kindheit in den Kitas stärker vermittelt wird, so dass eine Verständingung von Hörenden und Schlecht-Hörenden problemlos möglich ist.

In unserer Rubrik „Gute Beispiele“ stellen wir Ihnen auch Medien in Gebärdensprache bereit.