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Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht

Elisabeth Wehling, eine bekannte Sprachwissenschaftlerin und Expertin für kognitive Linguistik, untersucht und analysiert die Macht der Sprache und die gezielte Verwendung von Sprache, um bestimmte Perspektiven und Interpretationen zu fördern und zu forcieren. Dabei schafft Sie es, die Mechanismen von frames sowohl wissenschaftlich zu erklären als auch durch Beispiele erfahrbar zu machen.
Wehling beginnt mit einer fundierten Einführung in die kognitiven Grundlagen des Framings. Sie erklärt, wie unser Gehirn durch mentale “Frames” – kognitive Simulationen – Informationen verarbeitet und wie diese Frames unsere Wahrnehmung und Entscheidungsfindung beeinflussen. Dabei betont sie, dass Sprache nicht nur ein Mittel zur Kommunikation ist, sondern aktiv das Denken formt. Wehling schafft es, in einfacher Sprache die Mechanismen des framings Leser*innen jedes Wissenstandes begreifbar zu machen. Mit dieser klugen, strukturierten Herangehensweise ist der zweite Teil des Buches noch klarer zu verstehen.
Das Buch analysiert weiterführend, wie politische Akteure – von Parteien über Medien bis hin zu Aktivist*innen – Framing strategisch einsetzen, um ihr Narrativ zu Themen wie Migration, Klimawandel oder Wirtschaftspolitik in ihrem Sinne zu formen. Wehling zeigt anhand konkreter Beispiele, wie unterschiedliche Frames Emotionen ansprechen und Werte wie Sicherheit, Freiheit oder Gerechtigkeit betonen, um bestimmte politische Ziele zu unterstützen. Sie verdeutlicht, dass Framing meist unbewusst wirkt, was es umso mächtiger macht, aber auch das Potenzial für Manipulation birgt, da frames selektiv ideologisch wirken. Wehling zeigt auf, dass der Mensch kein rationales Wesen sei, nur geschätzte 2 Prozent unseres Denkens bewusste Vorgänge seien und somit der Großteil unserer Handlungsimpulse und unseren-nicht nur politischen- Entscheidungen, nicht gar Fakten, sondern Frames sind. Unterstützt werden die Theorien der Autorin durch Studien, praktische Beispiele und ausgewählte Frames aus aktuellen Debatten und aktuellen politischen Themen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Buches ist die gesellschaftliche Dimension von Framing. Wehling argumentiert, dass Frames nicht nur individuelle Meinungen, sondern auch kollektive Identitäten prägen. Sie zeigt, wie nationale Narrative – etwa die Vorstellung von “wir” und “die anderen” – durch Framing entstehen und politische Entscheidungen beeinflussen. Dabei betont sie die Rolle von Emotionen: Frames, die Angst, Hoffnung oder Empörung hervorrufen, sind besonders wirkungsvoll, da sie tief verwurzelte Gefühle ansprechen, die jeder Mensch teilt.
Das Buch ist nicht nur sehr informativ und wissenschaftlich fundiert, sondern durch die klug ausgewählten aktuellen Beispiele aus Politik, Sozialsystem und persönlichen Anekdoten auf emotionale Weise erfassbar und regt zum Nachdenken an. Gerade in der heutigen Zeit, in der Medien auf kürzere Aufmerksamkeitsspannen setzen, ist das Bewusstsein für das Wirken von frames essenziell und macht das Buch auch für Leser*innen ohne linguistischen oder kognitionswissenschaftlichen Hintergrund verständlich und wertvoll.
Wehling bleibt nicht bei der Analyse stehen, sondern bietet konkrete Strategien, um Framing in der politischen Kommunikation zu erkennen und kritisch zu hinterfragen, während sie gleichzeitig für einen bewussteren Umgang mit Sprache in der Politik, mehr offenen Dialog und für mehr Medienkompetenz plädiert, um die manipulative Macht von Framing einzudämmen.