Project Description

Alle meine Freunde

Moin, mein Name ist Sarah Citlali Orozco Mendoza und ich studiere Soziale Arbeit im Fernstudium.
Ich bin ausgebildete Tanzpädagogin, Choreografin und Ausbilderin für Tanzpädagog*innen.
Außerdem gebe ich Fortbildungen und Seminare für Pädagog*innen-dabei sind mir Themen wie die Reflexion von Musikauswahl und Texten sowie der Abbau von Gender-Stereotypen im Kindertanz sehr wichtig.
In meinem Arbeitsalltag begegne ich täglich Menschen im Alter zwischen 1,5 – 80 Jahren, Menschen mit und ohne Behinderung und den verschiedensten Lebensrealitäten.
Die Arbeit mit Menschen in all ihrer Vielfalt begeistert mich, sensibilisiert aber gleichzeitig gegenüber vielfältiger Diskriminierungsformen, denen man begegnen kann. Des weiteren bin ich Betreuungsperson einer schwer kranken Freundin. Deshalb liegen mir Themen wie Feminismus und Antidiskriminierungsarbeit sehr am Herzen. Derzeit mache ich in der Integrationsagentur der Diakonie mein Praktikum zur staatlichen Anerkennung und kann dabei sogar meiner zweiten großen Leidenschaft nachkommen: dem Lesen.

Alle meine Freunde ist ein Kinderbuch der ukrainischen Autorin und Menschenrechtsaktivistin Larysa Denysenko, Illustriert wurde es von Masha Foya. Das Buch richtet sich an Kinder ab sechs Jahren und erzählt die Geschichte von Maya, einer Viertklässlerin, die ihre 17 Klassenkamerad*innen und deren vielfältige Familienkonstellationen vorstellt. Die Familien reichen von Regenbogenfamilien (wie Mayas eigene, mit zwei Müttern), über Alleinerziehende, Pflege- und Adoptivfamilien, Großelternhaushalte bis hin zu großen Mehrgenerationenfamilien oder Familien, die durch Krieg und Migration geprägt sind. Die Bedeutung von Respekt und Akzeptanz, unabhängig von der Herkunft oder Familienstruktur, ist zentrales Thema.

Es ist aber auch ein Buch übers Verlassen werden und vermissen. Da ist Levko, der von seiner Mutter verlassen wurde und seine Adoptivschwester sehr liebt. Da ist Sofia die dritte, deren Mutter und sie sehnsüchtig darauf warten, dass sich der im Krieg verschwundene Vater meldet, während Danylos Vater schon weit vor dem Krieg spurlos verschwunden ist. Und Aksana wird jeden Tag von den Stockrosen, die in der Nähe der Schule wachsen, an ihre verstorbene Mama erinnert. Die Lehrerin Frau Yuliya hilft den Kindern dabei, achtsam miteinander umzugehen und erklärt, dass Familie, Körper und Schicksale sehr unterschiedlich sind. So gelingt es auch Maja, der Erzählerin, die Darstellung der Lebensumstände wertfrei wiederzugeben.

Eine Besonderheit ist, dass das Buch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine mit einbezieht. Und so unterschiedlich jede Familie auch ist, so sehr leiden Sie alle unter den Auswirkungen des Krieges. Einige haben verschwundene Väter, andere verlieren erneut ihre Heimat, vielleicht sogar ihr Leben. Und so betont die Autorin im Schlusswort, dass sich Krieg auch immer gegen Kinder richtet und die Kinder ihres Landes das Recht auf ihre Zukunft haben, fernab von Vermissung, Leid, Krieg und Tod.

Larysa Denysenko gelingt es, eine Sprache zu finden, die einerseits absolut kindgerecht und wertfrei ist, auf der anderen Seite jedoch tief bewegt. Während man weiterliest, wird einem erst bewusst, unter welchen Umständen diese Kinder gerade in der Klasse sitzen, in all ihrer eigenen und familiären Vielfalt. Das Buch ist in all seinen Themen hochaktuell, doch der direkte und persönliche Bezug aller Protagonist*innen zum Krieg in der Ukraine macht es wohl einzigartig-gerade wegen der politischen Kontroversen – nicht als Provokation, sondern als mutiger Beitrag zu Frieden, Inklusion und Akzeptanz.