Project Description
Der weiße Fleck

Der Titel „Der weiße Fleck: Eine Anleitung zu antirassistischem Denken“ von Mohamed Amjahid verweist auf ein zentrales Konzept des Buches: die blinden Flecken in der Wahrnehmung der weißen Mehrheitsgesellschaft in Bezug auf Rassismus und weiße Privilegien.
Der Autor erzählt aus seinem Leben als Sohn marokkanischer Eltern in Deutschland, wo er immer wieder mit den blinden Flecken der weißen Mehrheitsgesellschaft konfrontiert wurde. Seine Schilderungen, etwa über Diskriminierung im Alltag oder die Rückkehr seiner Familie nach Marokko, verdeutlichen, wie diese blinden Flecken nicht nur individuelle, sondern auch strukturelle Auswirkungen haben. Mohamed Amjahids Sprache ist provokativ und bewusst überspitzt.
Dies ist jedoch nachvollziehbar, denn zu Diskriminierungserfahrungen gesellen sich viele Emotionen, so auch Wut und Ironie. Dem Anspruch weißer Menschen an BIPoCs, ihre eigenen schmerzhaften Erfahrungen mit Rassismus möglichst neutral, freundlich und ohne Vorwurf zu adressieren, widmet Amjahid so auch ein ganzes Kapitel. Amjahid behandelt weiterhin ein breites Spektrum an Themen, von Alltagsrassismus über Medienrepräsentation bis hin zu globalen Phänomenen wie Kolonialismus. Seine Analyse der „Opferolympiade“ ist besonders aufschlussreich, da sie zeigt, wie privilegierte Gruppen die Debatte um Rassismus entpolitisieren, indem sie sich selbst als Opfer darstellen.
Der abschließende Abschnitt „Lifestyle-Tipps für Süßkartoffeln“ bietet 50 konkrete Handlungsempfehlungen, die von einfachen Alltagsveränderungen (z. B. „Hinterfrage deine Vorurteile“ oder „Höre marginalisierten Stimmen zu“) bis hin zu größeren gesellschaftlichen Forderungen (z. B. „Unterstütze Organisationen, die von People of Color geführt werden“) reichen.
Für Menschen, die nicht auf X unterwegs sind, können viele Abschnitte und auch die Begrifflichkeiten verwirrend sein, für Menschen, die das erste Mal mit Themen wie white fragility in Berührung kommen, kann es verstörend wirken- für von Rassismus betroffene Menschen kann sich gerade die Wortwahl befreiend anfühlen doch genau diese unterschiedlichen Emotionen beim Lesen-vielleicht sogar gemeinsam lesen- führt sicher zu lebhaften Diskussionen über ein Thema, über das gerade in der weißen Mehrheitsgesellschaft zu wenig geredet wird.