Aufgrund von Rassismus fühlen sich Menschen „verletzt“ und diese Verletzungen gehen tief und tun weh. Sie hinterlassen Spuren, Narben und oft Resignation und Misstrauen, dass sich etwas ändern könnte.
Die Broschüre „Plädoyer für eine rassismussensible sozial (pädagogisch)e Arbeit“, dient als Beitrag, dem alltäglichen Rassismus auf die Spur zu kommen. Die Autorin Anne Broden beschreibt anschaulich die Facetten von Rassismus und deren Überschneidungen zu Diskriminierungen.
Für die sozial-pädagogische Arbeit reicht es nicht mehr „nur“ gegen Rassismus und Diskriminierung zu sein. Für eine Arbeit auf Basis der Menschenrechte sollte Rassismus und Diskriminierung für die eigene Auseinandersetzung und Haltung kritisch hinterfragt werden.
Mit dieser Broschüre möchten wir die Anerkennung der sozialen und kulturellen Vielfalt als gesellschaftliche Normalität betonen. Diese Anerkennung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen inklusiver, kultursensibler sowie stärkender Pädagogik und sozialer Arbeit.
Im Rahmen unseres Projektes „Bilder im Kopf: Strategien und Medien gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung“ setzten wir uns mit diesen Themen intensiv auseinander. Wir möchten gerne ein stärkeres Bewusstsein für diese Themen zu schaffen, deshalb entstand eine Reihe von Broschüren, die sich damit befassen. Die Broschüre zum Thema Rassismus, geschrieben von Frau Professor Astrid Messerschmidt entstand als erstes.
Worum geht es in dieser Broschüre?
Frau Messerschmidt erklärt, warum viele Menschen rassistische Äußerungen relativieren oder abwehrend auf Rassismus-Kritik reagieren. Außerdem erläutert sie, welche Rolle hier die Geschichte spielt, welche Nachwirkungen von Nationalsozialismus und Kolonialismus noch heute zu beobachten sind.
Wie wird Rassismus in Deutschland verstanden?
In Deutschland wird Rassismus sehr schnell mit Nationalsozialismus verknüpft. So erscheint Rassismus als ein vergangenes Problem. Aber die Nationalsozialisten haben Rassismus nicht erfunden, diese Ideologie ist viel älter und stammt noch aus der Zeit des Kolonialismus. Die Vorstellung, man hätte nach dem Ende des 2. Weltkrieges auch Rassismus und Antisemitismus überwunden, macht die Auseinandersetzung mit alltäglichen Rassismus-Phänomenen und aktuellen Formen von Antisemitismus sehr schwer. Gleichzeitig behindert sie eine Aufarbeitung der zeitgeschichtlichen Bedeutung von Rassismus und Antisemitismus. Ideologische Muster und Überzeugungen wirken bis heute nach. Auf genau diese Zusammenhänge geht die Autorin der Broschüre näher ein.
Der Titel der Broschüre lautet unter anderem „Der Wunsch, nicht rassistisch zu sein“. Was steckt dahinter?
Eine Abwehrhaltung. Durch Distanzierungsmuster und Abwehrmechanismen werden Erfahrungsberichte hinterfragt und abgewehrt, ganz nach dem Motto: „Das gibt es in Deutschland nicht“ oder „Du bist aber empfindlich“. Gerade hierzulande reagieren Menschen bei dem Begriff Rassismus sehr stark mit Abwehr und Widerstand. Die Autorin bringt es ganz gut auf den Punkt, wenn sie schreibt: „(…) weil man in Deutschland nichts so sehr fürchtet wie die Diagnose, rassistisch zu sein.“ Es ist wie ein Schreckenswort. Rassismus wird in die Vergangenheit verlagert und hat damit nichts mit mir zu tun. Doch Rassismus geht uns alle an und wir sind alle davon geprägt, allein durch die Geschichte dieses Landes. Es ist immer einfach, über Andere zu sprechen und sich nicht mit sich selbst auseinanderzusetzen. Dabei ist es wichtig, sich zu fragen: Was hat Rassismus mit mir persönlich zu tun? Mit welchen Bildern und welcher Sprache bin ich aufgewachsen und wie prägen sie heute mein Weltbild? Wenn Sie sich auf die Reise machen, dann werden sie ganz überrascht sein, wieviel Rassismus wir in uns tragen.
An wen richtet sich diese Broschüre?
An alle Menschen, die sich mit Rassismus auseinandersetzen möchten – aber eben auch mit sich selbst, anders geht es nicht.