Der Anti-Bias Ansatz
Das Projektteam arbeitet inhaltlich und in den Schulungen mit dem Anti-Bias-Ansatz. Anfang der 1980er Jahre wurde dieser Ansatz in Kalifornien von Louise Derman Sparks zunächst für die Arbeit mit (Klein-) Kindern entwickelt. Ausgangspunkt war die Kritik an Konzepten des interkulturellen Lernens. In Südafrika wurde Anti-Bias nach Ende der Apartheid für die Erwachsenenbildung weiterentwickelt, bevor er Ende der 1990er Jahre durch einen Fachkräfteaustausch in Deutschland bekannt wurde. Hieraus entstanden mehrere Organisationen und Arbeitsgruppen, die sich in der Anti-Bias-Arbeit engagieren. Heute wird auf verschiedenen Ebenen mit dem Ansatz gearbeitet, z.B. in der politischen Erwachsenenbildung, im universitären Kontext oder in der pädagogischen Arbeit.
„Bias“ kommt aus dem Englischen und steht für Voreingenommenheit, Vorurteil, aber auch Schieflage. Anti-Bias ist ein horizontaler und erfahrungsorientierter Ansatz der Anti-Diskriminierungsarbeit. Wie der Begriff schon verrät, sind wir gar nicht so vorurteilsfrei, wie wir es gerne wären. Kinder werden bereits vor dem Eintritt in den Kindergarten durch das Handeln und Nicht-Handeln von ihren Eltern, Großeltern oder anderen Erziehungsberechtigten geprägt. Kinder orientieren sich an Erwachsenen, die ihnen zeigen, was gut ist, was nicht gut ist, wen sie mögen und wen sie nicht mögen. Der Anti-Bias Ansatz bietet Möglichkeiten, sich der eigenen Haltung bewusst zu werden. Er leitet Erziehende dabei an, sich über ihre eigene Positioniertheit und dessen Wirkung auf die eigene pädagogische Arbeit Gedanken zu machen.
Mit dem Ziel, (gesellschaftliche) Schieflagen in ein Gleichgewicht zu bringen, soll die Anti-Bias-Arbeit für Diskriminierungen sensibilisieren und zu einem vorurteilsbewussten und machtkritischen Handeln anregen. Dem horizontalen Ansatz folgend, nimmt Anti-Bias alle möglichen Formen von Diskriminierungen in den Blick. Zu den erzieherischen Aufgaben gehört es, sich gegen den bestehenden gesellschaftlichen Bias zu positionieren und Kinder aktiv zu stärken. Erziehende müssen also Rassismus und die verschiedenen Formen von Diskriminierung nicht nur wahrnehmen lernen, sondern auch mit Kindern besprechen und bearbeiten.