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Tee mit Onkel Mustafa

In „Tee mit Onkel Mustafa“ erzählt Andrea Karimé, wie Mina zum ersten Mal in den Libanon die Heimat ihres Vaters fährt. Dort lernt sie ihre Verwandten kennen und erlebt so manches Abenteuer.

Eine sehr intensive Beziehung entwickelt Mina zu ihrem Onkel Mustafa, der auf einem Teppich unter seinem Baumhaus schläft. Der alte Schafhirte mit Haaren wie Wolken erzählt Mina die unglaublichsten Geschichten aus seinem Leben, zum Beispiel wie er den Mond vor dem Ertrinken gerettet hat als der in den Brunnen gefallen war. Eines Tages zeigt er ihr seinen geheimnisvollen unterirdischen Turm. Ein Wunder, in dem seine Geschichten gesammelt sind.

Anfangs erleben die Leser*innen, wie es Mina noch schwer fällt sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden. Sehr sinnlich wird beschrieben, wie Mina die Gerüche, die Hitze und Essgewohnheiten wahrnimmt. Es ist für sie befremdlich, dass die älteren Mädchen und Frauen nachts mit Kleidung im Meer schwimmen gehen. Im Laufe der Geschichte fühlt sich Mina immer wohler im Libanon. Sie spielt mit Cousinen und Cousins auf den Dächern der Häuser und traut sich alleine Brot kaufen zu gehen. Doch die Erwachsenen beginnen zu flüstern und abends Radio zu hören. Mina erfährt, dass Krieg ausgebrochen ist und dass sie früher als geplant abreisen müssen. Onkel Mustafa kommt mit nach Deutschland. Hier angekommen vermisst er seine Heimat sehr und kommt nicht zurecht, was für Mina sehr schwer auszuhalten ist.

Andrea Karimé vereint in diesem Buch fantastische Geschichten voller Poesie mit der Lebenswelt vieler Kinder of Color, die in Deutschland aufwachsen und zum ersten Mal in die Herkunftsländer ihrer Eltern fahren. In manchen dieser Länder herrscht Krieg oder sie sind von Krieg bedroht. Die Geschichte zeigt aus kindlicher Perspektive wie sich diese Realität auf die Lebenswelt transnationaler Familien auswirken kann. Die Bedeutung von Migration, deren Schwierigkeiten, aber auch deren Reichtum werden literarisch verarbeitet. Besonders gelungen ist die Entwicklung Minas, die mit ihrer neugierigen aufgeschlossenen Art, die neue Umgebung erst kritisch beobachtet und zunehmend die Heimat ihres Vaters, auch als Teil ihrer eigenen Heimat erlebt.

Eine Rezension von Natascha Fröhlich, Projektmitarbeiterin des Verband binationaler Familien und Partnerschaften