Project Description

Hand aufs Herz

Ich bin Hilal Akyüz und arbeite seit März 2019 ehrenamtlich für die Diakonie Düsseldorf im Sachgebiert: Integration, Migration und Flucht. Für die Diakonie Düsseldorf rezensiere ich Kinderbücher. Aktuell studiere ich an der Bergischen Universität Wuppertal Sozialwissenschaften und Erziehungswissenschaften auf Lehramt. Ich lese bereits seit meiner Kindheit sehr gerne und viele Bücher: besonders an die Geschichten von Sherlock Holmes und die der Familie Olchis kann ich mich erinnern. Seitdem ich aber weiß, dass es ein Engagement gibt, Bücher zu veröffentlichen bei denen die abgebildeten Menschen mir, meinen Familien und Freunden ähnlichsehen, habe ich eine neue Bindung zur Literatur entdeckt. Neben meiner Aushilfstätigkeit in einem Einzelhandel, engagiere ich mich ebenfalls in einem Inklusions-Theater. Im Theater führen wir sowohl Klassiker als auch selbstgeschriebene Stücke auf. Sowohl die Arbeit am Theater als auch die Berührung mit Kinderbüchern, die Diversität darzustellen versuchen, erfüllen mich sehr. Ich merke, dass es wohl nie so leicht war, einen Beitrag zu einer Gesellschaft zu leisten, in der jeder auf Augenhöhe gesehen wird.

Das Buch „Hand aufs Herz“ ist die Verschriftlichung und Visualisierung von echten und wahren Schicksalen marokkanischer Frauen. In drei Kapiteln erzählt die Journalistin Leïla Slimani nämlich von Nour, einer jungen Leserin und Bewunderin der Journalisten. Auch finden weitere Journalisten, Aktivistinnen, Regisseure sowie weitere Frauen mit all ihren Eindrücken Platz in dieser Geschichte. Im Mittelpunkt stehen dabei ihre Erfahrungen sowie ihr Umgang mit Sexualität, Körper und den konservativen gesellschaftlichen Grenzen, die damit einhergehen und diese bereits gespürt haben.

Alle Schilderung haben gemein, dass bei der Auseinandersetzung mit Sexualität, die Rollen der Geschlechter, Jungfräulichkeit, Abtreibung oder Homosexualität eine zwiegespaltene Gesellschaft zugrunde liegt: Ein Teil der Gesellschaft, die die Traditionen bewahren, ein anderer Teil der Gesellschaft, der sich modernisieren und ein weiterer Teil der Gesellschaft, die religiöse Werte und emanzipatorische feministische Interessen vereinen will. Inmitten dieser Gesellschaft spielen sich nun Leben voller Entdeckungen, Geheimnisse und Enttäuschungen ab. Aber auch gesellschaftliche Momente und Ereignisse werden thematisiert. So wird über die verschiedenen problematischen Gesetze bzgl. der Strafbarkeit von Abtreibung aufgeklärt, die Empörung der Gesellschaft über Popkultur wie tabuisierte Filme abgebildet oder auch erwähnenswerte politisch Diskussionen dargestellt.

Journalistin und Autorin Leila Slimani ist in Marokko geboren, aufgewachsen und zog später nach Frankreich. Vermutlich wegen ihrer eigenen Nähe zu den Inhalten über die sie schreibt sowie die Zusammenarbeit von Aktivist*innen, gelingt es ihr Missstände gezielt zu nennen, aber nicht zu verallgemeinern. So werden beispielsweise die widersprüchliche und scheinbare fromme Art muslimischer Männer kritisiert, gleichzeitig die Rechte der Frauen im Islam gewürdigt und hervorgehoben.

Insgesamt beeindruck dieses Werk nicht nur wegen des informativen und ergreifenden Gehalts, sondern auch durch die starke visuelle Illustration, weswegen dieses Graphic Novel die Leser*innen besonders in den Bann zu ziehen schafft. Auf diese Weise werden die Menschen sowie die Schicksale lebendig und greifbarer. Neben der Darstellung von typischen Szenen, erhalten beispielsweise Professorinnen und Aktivisten für ihre Argumentationen ganze Seiten.